21. Februar 2021, Wels – Österreichs Karate lebt! Das darf man nach über zehn Monaten Corona-Zwangspause hinausposaunen. Mit vier Medaillen glänzte das Karate Austria-Team beim internationalen Re-Start in Wels. Bei den „Pro Sessions“ kletterte Weltmeisterin Alisa Buchinger erneut aufs oberste Podest, feierte in der Klasse +61 kg sechs fulminante Siege. Ihr Salzburger Landsmann Stefan Pokorny (-67 kg) strahlte über Silber, Lokalmatadorin Bettina Plank (-55 kg) gewann wie Kata-Ass Kristin Wieninger Bronze. Dazu gab es drei starke vierte Plätze.
Österreichs Tokio-Hoffnungen glänzten beim ersten internationalen Turnier im Olympia-Modus im Welser Budokan, das vom WKF-Chef-Kampfrichter Javier Escalante, in seinem 15. Jahr des Bestehens als „Schmuckkästchen“ gelobt wurde. Dabei gab es vier Medaillen und drei weitere vierte Plätze.
Allen voran zeigte Alisa Buchinger ihre Weltklasse, gewann all ihre Kämpfe und damit Gold: „Ich bin total happy, hätte nicht gerechnet, dass ich bereits ein so gutes Gefühl habe und konnte auch bei Rückständen meine Nerven bewahren und gezielt punkten.“ Im ersten Kampf der Klasse +61 Kilo setzte sich Alisa klar mit 4:1 gegen Teamkollegin Lora Ziller durch. Die U21-Europameisterin kam aber stark zurück, feierte drei Siege und erkämpfte sich Platz vier. Buchingers weitere Erfolge: 3:1 gegen Clio Ferracuti (ITA), 3:0 gegen Evelin Hollo (HUN), 1:0 gegen Kneer (D), 4:0 gegen die Slowakin Dominika Tatarova und zum Schluss 2:0 gegen deren Landsfrau Kopunova.
Silber-Jubel gab es bei Alisas Klubkollegen Stefan Pokorny: Der Salzburger setzte sich gleich zu Beginn gegen den vierfachen EM-Dritten und späteren Sieger Yves Tadissi (HUN) in der Klasse -67 kg durch und strahlte im sportdata.org Live-Interview mit Sprecher und Karate Austria-Generalsekretär Ewald Roth: „Ich fühlte mich immer gut, auch bei den Kämpfen, die ich verloren habe. Da waren es nur Kleinigkeiten. Ich habe aber gesehen, dass ich mit allen Techniken punkten kann, konnte auch mit Rückstand Druck machen. Jetzt kommt das Einladungsturnier in Paris, wo es Mitte Juni um Olympia-Tickets geht.“
Bronze gewann Lokalmatadorin Bettina Plank, die sich in der Olympischen Gewichtsklasse (-55 kg) immer besser einfindet. Vor allem beim 0:1 gegen die Siegerin Jana Messerschmidt (D) sah man im Vergleich zum 0:3 beim Ländermatch zwei Wochen zuvor deutliche Fortschritte: „Die Formkurve zeigt klar nach oben, jetzt wollen wir mit Video-Analysen weitere Fehler ausmerzen. Ich muss noch besser hineinkommen, noch viel arbeiten. Die Olympia-Klasse ist für mich eine größere Umstellung, als ich gedacht habe.“ Nach drei Siegen (4:0 gegen die Estin Li Lirisman, 5:1 und 1:0 gegen die Ungarinnen Karmen Klement und Réka Molnár) und drei knappen Niederlagen (0:2 und 0:1 gegen die Deutschen Shara Hubrich und Jana Messerschmidt und 0:1 gegen die Italienerin Sara Cardin mit dem Gegentreffer sieben Sekunden vor Schluss) meinte die Karate-do-Wels-Kämpferin: „Mir tut alles weh, aber Platz drei bei diesem stark besetzten Turnier ist ein gutes Zeichen.“ In der kommenden Woche trainiert die European-Games-Goldmedaillengewinnerin mit Weltmeisterin Sara Cardin und der starken Estin Lirisman im Olympiazentrum in Linz.
Bronze-Jubel im Kata-Bewerb: Die WM-Fünfte Kristin Wieninger zeigte sich sehr erfreut: „Ich hatte eine starke Runde eins, agierte sehr sicher, dann in Runde zwei habe ich ein wenig geschwächelt, aber dann gelang mir ein cooles, starkes Finale. Es war ein tolles Gefühl an der Seite der Bundestrainerin Marianne Kellner auf der Tatami zu stehen. Eine Bronze-Medaille auf diesem Top-Level ist beachtlich.“
Vierte Plätze holten neben Lora Ziller auch die Rettenbacher-Zwillinge Luca (-75 kg), der wegen einer Seitenbandzerrung im Sprunggelenk frühzeitig aufgeben musste, und Robin (+75 kg). Wobei Letzterer erneut wie schon in Salzburg gegen Schwergewichtsweltmeister Jonathan Horne (D) stark performte und eine 1:1-Niederlage (aufgrund des ersten Punktes) erreichte. Dann stoppte ihn ein Bruch des linken Mittelfingers, musste ins Spital, gab den letzten Kampf w.o. und wurde trotzdem Vierter. Trainer Manfred Eppenschwandtner hofft, dass beide Rettenbacher-Brüder rechtzeitig bis zum Premier League-Auftakt fit werden.
Karate Austria-Generalsekretär Ewald Roth bilanzierte: „Es war super anstrengend, aber auch ein super Erfolg, der international beklatscht wurde. Das Team um Bundestrainer Juan Luis Benitez Cardenes und Sportdirektor Martin Kremser arbeitete buchstäblich Tag und Nacht, erhielt aber ein sensationelles Feedback.“
Präsident Georg Rußbacher zeigte sich begeistert, dass Österreich in dieser schweren Zeit bereits zum zweiten Mal ein Top-Turnier für den Spitzensport organisiert hat und fordert: „Es müssen dringen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Breitensportler wieder unter Einhaltung der Sicherheitsauflagen trainieren dürfen. Aus dem Breitensport kommen schließlich die künftigen Spitzensportler."
Vor dem Premier League-Auftakt in Istanbul Mitte März gibt es am 6./7.3. noch einen Test in Frankreich. Im April startet die finale Phase der Olympia-Qualifikation, das entscheidende Restplatz-Turnier in Paris ist von 11. bis 13. Juni geplant.
Foto: Martin Kremser, Karate Austria (honorarfrei)